Kurzinfos

Was bedeutet "Babili"?

"Babili" ist ein Wort auf Bambara und bedeutet "Brücke". Bambara ist eine weit verbreitete Sprache in Westafrika und Hauptverkehrssprache in Mali.

Wie entstand der Verein?

Wir, eine Gruppe jugendlicher Leute aus Österreich, unternahmen im Sommer 2007 eine Begegnungsreise nach Mali. Aus den Erfahrungen dieser Reise entstand in der Folge unser Verein Babili, der nun eine Brücke zwischen Österreich und Mali sein will.

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Was sind unsere Anliegen?

  • Aufbau und Vertiefung von Freundschaften zwischen den beiden Ländern
  • Unterstützung von Projekten der malischen Bevölkerung
  • Sensibilisierung der Menschen in Österreich für die Probleme und Anliegen, als auch für die kulturellen Reichtümer und sozialen Werte Malis

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18. Sep. 2014

Reifenwechsel, Buschbier und vieles mehr

Hoch geschätzte Leser dieses Reiseberichts, liebe Freunde, die ihr uns entweder persönlich kennt und/oder so viel Vertrauen in uns hattet, eines unserer Projekte finanziell zu unterstützten. Ich schreibe diese Zeilen einen Tag nach der Heimkehr aus Mali, den ich bereits in meiner Rolle als Angestellter verbrachte; das war leicht möglich, kehrten wir doch alle top fit zurück. Wenn Sie zuvor bereits den Bericht über die Reise 2007 lasen – für den ich an dieser Stelle unverschämte Eigenwerbung betreibe - oder ihn nun lesen werden, werden Sie mir zustimmen, dass dieses Faktum geradezu unglaublich ist. Eine Person litt einen oder wenige Tage lang an Durchfall und eine weitere verspürte kurzzeitig Kopfschmerzen, was nur ist das im Vergleich zum seinerzeitigen Präsenzdienst auf den Toiletten und zwei (fehl)diagnostizierten Malariaerkrankungen?

Wir landeten in den frühen Morgenstunden des Donnerstags, 28.8. in Bamako. Herrliches Amüsement bereitete uns die Verdächtigung von Konrad als Terroristen, weil sich in seinem Reisepass ein ägyptischer Stempel in arabischen Lettern fand; ebenso der Wichtigtuer, der in Folge seinen Koffer durchsuchte und die Bezeichnung all seiner Medikamente in unbezweifelter Fachkenntnis laut vorlas. Auch durchliefen wir eine Thermokamera, die unsere Fieberlosigkeit bestätigte und uns ergo als potentielle Ebola-Erkrankte ausschloss. Nachdem 4/5 der Partizipanten bereits intensive Afrika-Erfahrung hatten, hielten wir die Eingewöhnungstage in der Hauptstadt kurz. Abbé Alexandre, der uns schon am Flughafen abholte, organisierte unseren Geldwechsel von jeweils €300; vielleicht waren dies die günstigsten 14 Urlaubstage meines Lebens. Bald im Anschluss übergab er uns an unseren alten Bekannten Irené, der ohnehin in seine Heimatstadt San reisen musste und so seine Busfahrt derartig legte, dass er gemeinsam mit uns reisen konnte.

San war nur mäßig spektakulär, wir besuchten erneut Radio Parana, nur fehlte das Charisma von Dr. Schelling und so wurde Afrika diesmal nicht über die Schönheit des Bodensees unterrichtet. Ein besuchtes Waisenheim betrieb nebenbei Rinderzucht und verfügte über eine recht gut ausgebaute Bewässerungsanlage. Auf meine Frage, ob sie das Waisenheim mit der Viehzucht gegenfinanzierten, berichtete die klagende Schwester eher über zwei Waisenhäuser, eins für Kinder und eins für Rinder; seit diesem Tag beabsichtige ich, die Wirtschaftsmodelle alter europäischer Klöster und deren Übertragbarkeit auf das heutige Afrika zu überprüfen. Das Mittagessen beim Bischof, gemeinsam mit seinen beiden Freunden aus Burkina Faso, dem Priester und dem Kommunikationstrainer, war so spaßig wie kaum etwas zuvor oder danach.

Schließlich kam uns Abbé André, unser Hauptansprechpartner und Pfarrer von Mandiakuy, abholen und gemeinsam fuhren wir ebendort hin. Nachdem sich unsere drei weiblichen Mitreisenden einbildeten, auf der offenen Ladefläche zu sitzen, zwängten sich Konrad und ich auf die Beifahrersitze; mich faszinierte Konrads trockener Humor, als er einem schockierten Afrikaner die Grundzüge der Emanzipation erklärte. Als die Straße unasphaltiert und holprig wurde, brachten wir den Pfarrer dann doch zum Anhalten und wechselten zwei Mädchen auf der Ladefläche ab, rechtzeitig, um die Untauglichkeit des rechten Hinterreifens festzustellen und den Reifenwechsel anzuregen. Schön zu beobachten waren die Hilfsbereitschaft aller Passanten, die bereitwillig loszogen, einen flachen Stein als Unterlage für den einsinkenden Wagenheber zu suchen und die praktischen Kenntnisse des Abbé André, die Teresa in feinem Sarkasmus mit jenen unserer heimischen Priester verglich. Weniger gefiel uns der heraneilende Mob, der sich rund um eine Frau und ihren wütenden Ehemann gebildet hatte; auch das „Einschreiten“ des Priesters, der sich als solcher zu erkennen gab, brachte den Gatten nicht zur Raison; weil die Geschichte derartig konfus und sinnlos war, habe ich zwischenzeitlich wieder vergessen, wie genau sie zu Ende ging; jedenfalls friedlich, und irgendwann war auch unser Reifen gewechselt und wir in Mandiakuy angekommen.
Zur Begrüßung servierte man uns Ziegensuppe und hernach bezogen wir das verlassen wirkende Gästehaus der Pfarrei.

Am Sonntag, dem Tag nach der Ankunft in Mandiakuy, kamen uns bereits Boniface und Richard abholen. Um das Gespann mit einem PS nicht zu überlasten, entschieden Teresa und ich, mit Abbé André und dem Gepäck in dessen Auto zu reisen. Bald nachdem sich das Pferd auf den Weg machte, bemerkte der Pfarrer, dass zwischenzeitlich auch das Reserverad platt war. Reparatur und Austausch waren kompliziert, sodass wir beide Zeit für Instandhaltungs- und Reinigungsarbeiten im Gästehaus fanden und die beiden malischen Freunde schon mal mit dem Motorrad aufbrachen, um unsere verspätete Ankunft zu verkünden.

Perakuy

Durch die ungeheure Behäbigkeit des Pferdes gelangte das Auto allerdings nur unwesentlich (40 Minuten) später in das Dorf, und ich erlebte den großartigsten Empfang auf afrikanischem Boden, vielleicht sogar den besten überhaupt: Es begann mit den hunderten Kinderhänden, die uns unbedingt durch das Autofenster grüßen wollten. Irgendwann war das Auto umzingelt und wir stiegen besser aus. Es folgten die „Klageweiber“, die einen umarmten, in Stoff einhüllten, tanzten und sangen. Weitere Trommler, Sänger und Tänzer folgten. Irgendwann entdeckten wir auch die - bereits 40 Minuten lang liebkosten - restlichen 3 Weißen, in großem Zuge wurde zu einem weiteren Platz gezogen, an dem 5 Liegestühle vorbereitet standen. Wir „genossen“ dort die Tanz- und Gesangsdarbietungen, bevor endlich zum Begrüßen der Dorfautoritäten aufgebrochen wurde. Später platzierten wir uns in der Nähe unseres Hauses und empfingen einige Berater des Dorfchefs mit einem 5l-Kanister Buschbier. Als alte Afrika-Routiniers schenkten wir gleich zahlreiche Trinkschalen ein und verteilten sie in der Runde. Während ich zwei Schluck probierte, beließ es der Rest bei Trinkandeutungen. Einige Tage später reflektierte Boniface – der mit dem Motorrad etwas früher angekommen war, unseren Empfang in Perakuy. Er berichtete, dass sich insbesondere die Dorf-Damen die Wartezeit auf das Eintreffen der Fremden mit Buschbier verkürzt hätten und daher derartig überschwänglich gegrüßt hätten.

Es war schön, in Perakuy einiges besichtigen zu können: Den aus Beton erbauten und vom Frauenverein geführten Getreidespeicher, dessen eingelagertes Getreide allerdings kurz vor unserer Ankunft ausverkauft wurde; den verlandenden Staudamm, der das in der Regenzeit fallende Wasser länger im Dorf halten soll und die Schulgebäude: für die Erstklässler ein mittelprächtiger Lehmbau, für die beiden nachfolgenden Jahrgänge ein schlecht gewarteter, von der Gemeinde finanzierter Betonbau mit Löchern im Boden und für die abschließenden 3 Klassen schließlich das von uns kofinanzierte jüngste Gebäude mitsamt Direktion und Latrinen. Hilfe erbaten die Freunde bei der Errichtung eines Gesundheitszentrums, das wir uns in Form einer Apotheke mit fachkundigem Verkäufer auch vorstellen können, beim Verbessern ihrer Straßen und beim Ausbau der Getreidebank. Bevor wir eines dieser Projekte konkret unterstützen, werden die Frauen und Männer aus Perakuy ihre Prioritäten festlegen und auch sicherstellen, dass sie das Projekt eigenständig führen können.

Bokuy

Bei der Ankunft in Bokuy erwarteten uns keine ekstatischen Klageweiber, dafür der (gewählte, vergleichsweise junge) Dorfchef mit Nationalflagge und unser Freund Boniface in seinem schönsten rosa Boubou mitsamt Griots und Dorfbevölkerung.

Auch hier galt es einen vorbildlich betriebenen Getreidespeicher zu besichtigen, der aufgrund mangelnder finanzieller Mittel mit möglichst wenig Zement und an dessen Stelle mit Lehm als Mörtel erbaut wurde, folglich nicht wirklich trocken und ohnehin zu klein ist. Die von uns finanzierte Gartenanlage der Frauen, meiner Meinung nach eines unserer besten je realisierten Projekte, kämpft mit Wasserproblemen: Die beiden Brunnen, einer davon durch mehrere Sprengungen auf 16m vertieft, regeneriert pro Tag nur wenig Wasser. Die mit diesem Problem konfrontierte Caritas errichtete direkt neben dem ursprünglichen einen vergleichbaren, im Moment völlig brach liegenden Garten. Mein Lösungsansatz zur Begegnung dieses Problems wäre der Einsatz sparsamer Tröpfchenbewässerung, zudem würde ich den Getreidespeicher abbauen, den Lehm entfernen und mit echtem Mörtel vergrößert aufbauen; nachdem dies dem Dorf (bisher) allerdings kein Anliegen ist, werden wir gemäß unseren Grundsätzen von Entwicklungszusammenarbeit nicht darauf pochen. Der Wunsch der Frauen nach einer Mühle bringt mich auf die Idee, eine technisch plausible Anlage aufzustellen, die Strom aus Sonnenstrahlung erzeugt: Damit könnte nicht nur diese Mühle, sondern auch diverse weitere Geräte wie Bohrmaschinen und Kreissägen, Nähmaschinen oder Computer betrieben werden oder Handys und Kameras geladen werden.

Derzeit liegt der Fokus der Entwicklungsaktivitäten auf landwirtschaftlichen Verbesserungen, wie Kompostierung und Kleintierzucht. Es beeindruckte uns stark, wie unser Freund Boniface seine Ernteerträge fast verdreifachen konnte. Fruchtwechsel betrieb er schon zuvor, der Regen blieb in den letzen Jahren nicht aus, seine Felder düngte er neuerdings mit Kompost und die Unkrautbekämpfung betrieb er wie gehabt rein mechanisch. So konnte er seine Erträge derartig steigern, dass er sich zwei Rinder zur besseren Bodenbearbeitung kaufen konnte. Ein sich selbst verstärkender Wirkungskreis?
Seine 7 lebenden Kinder, die allesamt die Schule besuchen, werden die Antibabypille ungleich ihrem Vater hoffentlich nicht für Sünde halten und über eine bessere Gesundheitssituation verfügen, sodass sie nicht den Tod zahlreicher Kinder bei der Geburt oder im Kindesalter befürchten müssen, wie es ihren Eltern 5 mal widerfuhr. Schenkt man den Prognosen der UNO Glauben, so befinden wir uns gerade jetzt in jenem Zeitraum, in dem die Geburtenrate in Afrika massiv sinken soll und ich werde mein Leben bis zum 64. Lebensjahr, das ich 2050 erreichen sollte, gerne dazu nützen, in Mali an einer Verbesserung der Lebensqualität mit zu wirken.

Kera

Der Vollständigkeit halber sei noch der Tagesausflug nach Kera erwähnt, unserem beabsichtigten dritten Partnerdorf, das allerdings noch seine Ziele definieren muss und in dem wir derzeit noch keine akuten Projekte sehen.

Voll Freude möchte ich über das Zusammentreffen mit Abbé Theodule Kamate, von mir gleich liebevoll Pater Agricola geheißen, im Priesterseminar von Bamako berichten. Neben seinem Landwirtschafts-Studium ist er ordinierter Priester und gibt sein Wissen im Priesterseminar weiter. Er kennt das Zentrum Songhai, in dem einige unserer Freunde das Kompostieren erlernten, viele seiner ehemaligen Studienkollegen sind nun im Landwirtschaftsministerium tätig und er hat einen guten Überblick über diverse Aktivitäten zur Verbesserung der Lebenssituation der Bauern am Land, einer seiner Studenten hätte bereits eine Abschlussarbeit zum Thema Getreidespeicher und genossenschaftlicher Organisierung der Bauern verfasst. Die Caritas mache viele, scheinbar vergleichbare Projekte wie auch wir. Jene Caritas, deren Zusammenarbeit mit der Pfarre Mandiakuy und uns beim Gartenprojekt in Bokuy nur suboptimal funktionierte. Nachdem unser Ziel allerdings nicht der Ruhm des Vereins Babili, sondern das Heben der Lebensqualität in unseren Partnerdörfern ist, sind wir geradezu verpflichtet, uns besser abzustimmen.

Wie schön wäre es, unsere afrikanischen Freunde noch zu unseren Lebzeiten so reich zu sehen, dass sie uns einmal in Europa besuchen könnten. Das scheint zwar sehr unwahrscheinlich, aber wir arbeiten dran!

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