Kultur
Mali ist eines der Länder Afrikas, an denen man besonders gut sieht, wie willkürlich die Grenzen des Landes von den Europäern gezogenworden sind. Dementsprechend ist es kein Wunder, dass es in diesem Land, das ca. 15-mal so groß wie Österreich ist, keine einheitliche Nationalkultur gibt. Vielmehr besteht die Kultur Malis in einer Gesamtheit zahlreicher Traditionen und Bräuche der verschiedenen ethnischen Gruppen des Landes. Dies führt zu einem großen kulturellen Reichtum.
Architektur
Moschee in Djenné
Im Bereich der Baukunst ist Mali besonders für seine beeindruckenden Lehmbauten berühmt. Das eindrucksvollste Beispiel dafür ist die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörige Moschee in Djenné. Sie ist das größte Lehmgebäude der Welt und muss jedes Jahr nach der Regenzeit „restauriert“ werden, weil der Regen immer ein bisschen Lehm abtransportiert. Dabei hilft die ganze Stadtbevölkerung zusammen.
Einfaches Lehmhaus
Aber nicht nur große Bauten, sondern auch ganz normale Hütten der einfachen Leute werden hauptsächlich aus Lehm gebaut. Diese haben meistens einen rechteckigen Grundriss. In manchen Regionen können gibt es auch runde Häuser mit einem Strohdach. Zwischen den Häusern gibt es auch mehrere kleinererunde Bauten: kleine private Getreidespeicher. Einige bessere Häuser in Städten, z.B. in Djenné oder Timbuktu sind auch aus weißen Steinen gebaut. Bei den Nomadenvölkern findet man hingegen vor allem verschiedene Arten von Zelten.
Bildende Kunst und Malerei
Der Bereich der Kunst ist geprägt von den verschiedenen traditionellen Religionen.
Bunte Stoffe
In Holzstatuen werden, wie in vielen afrikanischen Kulturen, oft Dinge wie Fruchtbarkeit, Stärke etc. symbolisch zum Ausdruck gebracht. Besonderheiten in der Schnitzerei sind aufwendig gestaltete Masken, die bei traditionellen Tänzen verwendet werden und religiöse Bedeutung haben.
Malerische Elemente kommen in der malischen Kunst in besonderer Weise in der Gestaltung von Textilien zum Ausdruck. Neben dem Färben bunter Stoffe mit oft aufwendigen Mustern, ist die Kunst der so genannten Batiken eine selten schöne Besonderheit. Dabei werden verschiedenste Muster aus dem Alltagsleben abgedruckt und es entstehen beeindruckende Dekorationsstoffe.
Musik
Djembé
In der malischen Musik spielt Rhythmus eine wichtige Rolle. Die Musik ist oft von Tanz begleitet und verschiedenste Arten von Trommeln leisten dabei ihre Dienste. Am bekanntesten und wahrscheinlich am weitesten verbreitetin ganz Westafrika ist dabei die so genannten Djembé.
Auch das Balafon, ein großer hölzerner Verwandter unseres Xylophons, ist sehr wichtig in der traditionellen Musik Malis, ebenso die Kora, deren Spielart der malische Musiker Toumani Diabaté zur Perfektion gebracht hat.
Balafon
Die professionelle malische Musik, die häufig Elemente aus der traditionellen Musik mit modernen Instrumenten mischt, genießt im Bereich der Weltmusik mittlerweile sehr hohes Ansehen. Man spricht manchmal vom „Mali Blues“ oder vom „Bamako-Fieber“. Die bekanntesten Vertreter dieses Musikstils sind der bereits erwähnte Toumani Diabaté, Ali Farka Touré, Boubacar Traoré, Salif Keïta, Habib Koïté, Oumou Sangaré und Issa Bagayogo.
Ebenso das blinde Ehepaar Amadou & Mariam, deren Musik jener Manu Chaos ähnelt, ist mittlerweile weltweit bekannt. Sie wirkten z.B. am offiziellen Song der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland mit (Zeit, dass sich was dreht mit Herbert Grönemeyer). Ebenso verzeichnen manche Tuareg-Gruppen (z.B. Tinariwen) große Erfolge.
Festival au Désert
Wichtige Treffpunkte der malischen Musikszene sind einige Festivals, darunter besonders das Festival sur le Niger in Ségou oder das Festival au Désert in Essakane, nahe der Wüstenstadt Timbuktu. Zu letzterem reisen jährlich zahlreiche Musikinteressierte aus der ganzen Welt an und feiern ein Fest der interkulturellen Begegnung über die Musik in der Sandlandschaft der Sahara.
Sonstige kulturelle Besonderheiten
Begrüßung
Die Begrüßung in Mali ist ein ausführliches Geschehen, bei dem man sich gewöhnlich nach dem Befinden des Gegenübers als auch dessen gesamter Familie erkundet. Kommt man als EuropäerIn in ein Dorf, ist es zudem üblich, die wichtigen Leute des Dorfes, z.B. den Dorfchef zu „grüßen“, d.h. ihm zumindest einen kurzen Besuch abzustatten.
Familie
Familie
Die Familie hat einen sehr hohen Stellenwert in Mali. In ihr spielt sich das alltägliche Leben ab, sie ist Ort der Sicherheit und der Solidarität. Bei einer durchschnittlichen Zahl von 5,2 Kindern pro Frau sind die Familien entsprechend groß. Allerdings wird als Familie nicht nur die Kleinfamilie gezählt, sondern unter Familie versteht man vielmehr die Großfamilie, die auch Großeltern, Onkeln, Tanten, Cousinen und Cousins miteinschießt.
Scherzverwandtschaft (le„cousinage“)
Wenn sich zwei Malier treffen, fragen Sie sich häufig nach ihrem Familiennamen. Aus diesem können sie Rückschlüsse auf die Zugehörigkeit des Gegenübers zu einem Familienclan, manchmal sogar zu einer ethnischen Gruppe ziehen. Sie machen dann Scherze, die bestimmte Eigenheiten bzw. die Beziehungen zwischen den ethnischen Gruppen betreffen, z.B. ehemalige Sklavenverhältnisse oder Essensgewohnheiten. Darüber hinaus dient diese Kommunikationsweise der geschwisterlichen Annäherung beim ersten Kontakt und der Abschwächung von Situationen, die Konfliktpotential in sich tragen. Die Scherze verbinden die beiden Gegenüber und tragen zu einer entspannten Atmosphäre bei, die für den Erhalt des Grundvertrauens in sozialen Beziehungen wichtig ist. – „Es handelt sich darum, den Krieg zu entschärfen, ihn zu spielen, um ihn nicht zu führen.“ (Sory Carama)
Kleidung und Verhaltensrichtlinien
Festtagskleidung
In Mali gilt es als problemlos schulterfreie Kleidung zu tragen, jedoch ist es nicht angebracht, die Beine zu zeigen. Daher sollte man in Mali immer Kleidung tragen, die die Beine bedeckt, zumindest bis über die Knie.
Es ist außerdem nicht unhöflich, sondern ein Zeichen des Respekts, wenn man dem Gegenüber bei der Begrüßung nicht in die Augen schaut. Beim Essen, wofür man normalerweise kein Besteck, sondern die Finger zu Hilfe zieht, sollte man immer die rechte Hand verwenden, denn die linke Hand ist für die Reinigung in der Toilette vorgesehen.
Quellen:
- Persönliche Erfahrungen der Vereinsmitglieder in Mali
- Därr, Erika (Hg.) (2010): Sahelländer. Westafrika.Bielefeld: Reise-Know-How
- http://www.laroutedusahara.com/La-culture-du-Mali_a355.html, 14.12.2011
- http://mali.pwnet.org/culture/culture_arts.htm, 14.12.2011
- http://data.un.org/CountryProfile.aspx?crname=Mali, 14.12.2011