Geschichte
Das westafrikanische Land Mali ist mit seinen heutigen Grenzen ein Resultat der im 19. Jahrhundert beginnenden Kolonialzeit. Bis dahin hatten sich auf dem Gebiet des heutigen Staates verschiedene Reiche abgelöst, die zum Teil weit über die heutigen Grenzen hinausgeragt hatten. Dank dem Handel mit Gold, Salz und Sklaven herrschte in dem Gebiet damals viel weniger Armut als heute.
Die mittelalterlichen Reiche als Handelsknotenpunkte
Bereits in der Antike, zur Zeit der Römer und Phönizier, betrieben Berber-Händler Handel mit der ansässigen Bevölkerung. Nachdem dieser während der Völkerwanderungszeit zurückgegangen war, kam es nach der Islamisierung des Gebietes im Mittelalter zur großen wirtschaftlichen, aber auch kulturellen Blütezeit der Region. Trotz der Bedeutung des Islams für den Handel bestand jedoch auch der traditionelle Glaube weiter. Auf dem Gebiet des heutigen Malis lagen viele der damals bedeutendsten Handelsstädte der islamischen Welt, vor allem Djenné, Gao und Timbuktu. Der Reichtum hing mit der Lage der Städte an wichtigen Handelsrouten zusammen und basierte vor allem auf Steuern, die auf den Gold- und Elfenbeintransport von Westafrika nach Nordafrika und in den arabischen Raum sowie auf den Salztransport aus den Sahara-Oasen nach Westafrika eingehoben wurden. In Europa war das Gold aus Westafrika im Mittelalter ein wichtiges Zahlungsmittel.
Während dieser vom 5. bis zum 16. Jahrhundert andauernden Zeit als wichtiges Handelszentrum waren in Westafrika mehrere Reiche aufgestiegen und wieder zusammengebrochen.
Nach dem Niedergang des Ghana-Reiches (ca. 5.–13. Jh.), dessen Zentrum im heutigen Grenzgebiet zwischen Mauretanien und Mali lag, kam es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Aufstieg des Mali-Reiches. Im 14. Jahrhundert erreichte es unter Mansa Musa (1307/1312–1337) seine größte Ausdehnung und reichte vom Atlantik bis an die Grenzen des heutigen Nigeria. Djenné und Timbuktu stiegen zu dieser Zeit zu Zentren der Bildung und Kultur auf.
Im 15. Jahrhundert entstand schließlich in diesem Reich ein neues Machtzentrum in der Stadt Gao, das die malische Herrschaft abschütteln konnte und schließlich auch das gesamte Mali-Reich erobern konnte. Das neue Shonghai-Reich konnte sein Herrschaftsgebiet weiter ausdehnen und reichte bis in den heutigen Niger und das heutige Nigeria.
Die marokkanische Invasion und das Ende der alten Handelswege
Das Eindringen der Marokkaner aus dem Norden beendete die Zeit der großen Reiche auf dem Gebiet des heutigen Malis. Ab dem 16. Jahrhundert ging gleichzeitig auch die Zeit der großen Sahara-Handelskarawanen zu Ende, da durch die maritime Expansion der europäischen Seemächte der Handel in Afrika zunehmend vom Land auf das Meer verlagert wurde. In der Folgezeit kam es zur Gründung mehrer kleinerer lokaler Reiche, zum Beispiel durch die Bambara in der Region Ségou. Im 19. Jahrhundert scheiterten mehrere Versuche, ein muslimisches Reich zu etablieren.
Die französische Kolonialzeit
Im Jahr 1883 drangen erstmals französische Kolonialtruppen in das heutige Mali vor und eroberten Bamako, 1890 folgte Ségou und 1894 Timbuktu. Die Grenzen der zukünftigen Kolonie waren 1884/85 bei der Berliner Afrika-Konferenz auf dem Reißbrett gezogen worden. 1904 wurde das heutige Mali als Französisch-Sudan schließlich französische Kolonie und Mitglied von Französisch-Westafrika. Vor allem die Tuareg, aber beispielsweise auch die Bwa an der Grenze zu Burkina Faso leisteten noch jahrelang Widerstand gegen die Besetzung. Die französischen Kolonialherren forcierten den Anbau von für den Export bestimmten Produkten wie Erdnüssen, Baumwolle und Gummi arabicum, was auch heute noch aufgrund der mangelnden Nahrungsmittelproduktion Probleme bereitet. Zwangsarbeit stand dabei auf der Tagesordnung. Während der Kolonialzeit verstärkte sich die Fokussierung auf Häfen wie Dakar und Abidjan, so dass die Binnenkolonie Französisch-Sudan immer mehr ins Hintertreffen geriet.
Das unabhängige Mali
Nachdem Französisch-Sudan 1958 eine autonome Republik innerhalb der Communauté Française geworden war, kam es zwei Jahr später zur Unabhängigkeit. Diese erfolgte gemeinsam mit dem Senegal als „Mali-Föderation“. Da der Senegal aufgrund von Streitigkeiten die Föderation ein paar Monate später wieder verließ, wurde Mali am 22. September 1960 formell selbstständig. Der erste Präsident des neuen Staates, Modibo Keïta (1915–1977), setzte auf den „malischen Sozialismus“ und versuchte durch staatliche Reglementierung der Landwirtschaft sowie durch den Aufbau einer Industrie die Entwicklung des Landes voranzutreiben. Nichtsdestotrotz war die finanzielle Lage des Landes schwierig. 1968 erfolgte ein unblutiger Militärputsch, wodurch Oberst Moussa Traoré an die Macht kam, der einige Jahre später ein Einparteiensystem einführte. Die 1970er-Jahre waren geprägt von einer verheerenden Dürre, die vielen Menschen ihre Lebensgrundlage entzog. 1985 eskalierten Grenzstreitigkeiten mit Burkina Faso, der Krieg konnte jedoch nach zehn Tagen durch einen Schiedsspruch des Internationalen Gerichtshofes in Den Haag beendet werden. Im Land selbst kam es zwischen 1989 und 1994 zu einem Bürgerkrieg mit den Tuareg im Norden, auch heute gibt es in dieser Region noch großes Unruhepotential.
Ab den 1990er-Jahren setzte ein Demokratisierungsprozess ein, Traoré musste 1991 abdanken und ein "Rat der Nationalen Versöhnung" unter Führung von General Amadou Toumani Touré übernahm die Regierungsgeschäfte. In der Folge wurde eine neue Verfassung verabschiedet und erste demokratische Wahlen durchgeführt, bei denen Alpha Oumar Konaré als Sieger hervorging.
Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_Malis, abgerufen am 07.01.2012
http://www.muz-online.de/afrika/mali.html, abgerufen am 07.01.2012
Nr. 1: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:MALI_reich_Karte.PNG
Nr. 2: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:French_west_africa_countries.PNG
Nr. 3: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Africa_historical_traite.JPG
Nr. 4: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mansa_Musa.jpg
Nr. 5: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:SONGHAI_reich_karte.PNG
Nr. 6: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Reich_von_ghana.png